Der Salvatorianer-Pater Berno Rupp wurde 1935 in Deutschland geboren. Sein „Zuhause“ war von 1991 bis zu seinem Tod im Jahr 2017 das westrumänische Temesvar. Pater Berno war Superior der Salvatorianer in Temesvar. Die Armut in Rumänien lernte er durch sieben Straßenkinder kennen, die sich einen Kanalschacht vor der Salvatorianer-Kirche teilten. Er versorgte sie kurzerhand im Kloster. Mit Hilfe von Freunden organisierte er eine Armenausspeisung und zahlreiche Hilfstransporte nach Temesvar. Ab 1998 folgte gemeinsam mit der Caritas Temesvar die Gründung mehrere Einrichtungen für Menschen in Not. So errichtet Pater Berno innerhalb weniger Jahre ein für den Kreis Temesvar unverzichtbares Netz der Hilfe.
Als Anerkennung für sein sozial-karitatives Engagement wurde Pater Berno 2005 mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Temesvar und 2011 mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Graz ausgezeichnet.
Mit der „Pater Berno Stiftung“ ist nun das Fortbestehen seines Lebenswerkes sichergestellt worden. Es bringt „die Sicherheit, dass alles weiter bestehen, dass alles weiter leben und sogar blühen wird.“
Welche Eindrücke und Erinnerungen hast du an deine ersten Jahre in Rumänien?
Hier muss ich ein Kind erwähnen. Es war eines meiner ersten Erlebnisse als Pfarrer in der Mehala, als ich am Friedhof eine Beerdigung gehalten habe – die Beerdigung eines kleinen Kindes. Das Kind ist mit dem Alter von zwei bis drei Monaten verhungert. Die Mutter war spindeldürr und hatte keine Milch. Das hat mich sehr getroffen.
Ich habe überall geschaut, wo arme und kranke Kinder sind. Der Bazar und die Pfarrcaritas wurden dann von mir gegründet. Bei der Pfarrcaritas hat man damit begonnen chronisch Kranke zu suchen und zu betreuen. Man gab ihnen jeden Monat Kleidung und Lebensmittel.
Ich erinnere mich auch noch sehr gut daran, dass die Rumänen sehr religiös waren. Die Kirche war meist voll. Auch die Kommunisten waren religiös. Vielen habe ich Mut gemacht, dass sie Vertrauen zum Glauben haben. Nicht umsonst bin ich Priester gewesen. Ich habe Kranke besucht und versucht, den Hunger zu bekämpfen. Das konnte ich machen und das hat mich auch innerlich erfüllt. Ich habe bald viele Ängste und Probleme der Menschen erkannt. Auch das Frauenhaus ist deshalb entstanden. Die Frauen haben arbeiten müssen und der Mann hat sein Geld versoffen, brutal gesagt.
Und dann habe ich sehr bald auch die anonymen Alkoholiker hergeholt. Heute hätte ich noch ein anderes Projekt vor. Rumänien ist ja nicht im Schengen Raum, da Deutschland und Frankreich damals dagegen gestimmt haben; Denn es ist immer noch das Problem der Korruption vorhanden. Und das ist für mich die größte Krankheit, unter der Rumänien leidet.
Was war die erste „Aktion“ bzw. dein erstes Projekt um den Menschen hier zu helfen?
Es ging darum Essen zu verteilen. Ich habe in meinen 20 Jahren der Volksmission viele Menschen kennengelernt. Somit erfuhren Leute, dass ich hier unten bin, und was ich hier mache. Und gleich haben sie sich auf mich gestürzt und mir u.a. Lebensmittel, Medikamente und Kleidung gegeben. Ich musste nur schauen, dass es richtig ankommt.
Welche Hilfsaktionen waren zu Beginn am wichtigsten?
Am Anfang waren es Dinge wie Lebensmittel und Kleidung, und der Glaube! Ich glaube schon, dass die Leute von dem Glauben, den ich hatte und habe, dass sie von dem gezerrt haben; Dass sie den Mut gefasst haben in dem Land zu bleiben, welches wieder eine Zukunft haben würde. Ich habe ihnen den Glauben geschenkt, und die Leute haben mir ihren Glauben geschenkt. Jetzt möchte ich den Leuten helfen, dass sie den Mut haben in Europa zu leben und die Korruption zu bekämpfen.
Das ganze Volk muss aus diesem Teufelskreis der Korruption ausbrechen. Die Mehrheit der Rumänen verbinden die letzten 20 Jahre mit einem fortschreitenden Prozess der Verarmung und sinkender Lebensqualität, so das Institut Rumäniens zur Erforschung der Lebensqualität, zitiert von der Tageszeitung Financiarul.
Welche Maßnahmen würden zu einer deutlichen Verbesserung der allgemeinen
Lebensqualität in Rumänien führen? Wo liegen die Probleme, und wo die Chancen?
Ja das ist so in meinen Augen nicht ganz richtig, denn die Armut und die Lebensqualität waren früher viel schlimmer. Überall wo du hinschaust ist so viel Neues entstanden. Es ist wirklich viel passiert. Das was heute noch nötig wäre, ist einfach der Kampf gegen die Korruption!
Auf welche Erfolge bist du besonders stolz?
Nicht auf die Sachen, sondern auf die Menschen, die ich gefunden habe, die ich überzeugen konnte, dass sie da mitmachen und dass es Erfolg hat. Auf Herrn Grün von der Caritas und all die anderen. Ich war nicht alleine. Ich bin besonders stolz auf alle Menschen, die für die sozialen Projekte spenden.
Ich habe Dinge niemals verschleudert. Alles ist immer angekommen.
Nun wird ja die Pater Berno Stiftung in Temesvar gegründet. Das Ziel ist eine gesicherte Fortführung aller Sozialprojekte. Was möchtest du den Menschen, die für die PBS arbeiten, mit auf dem Weg geben?
Meinen Glauben. Den Glauben an die Liebe und an die Ehrlichkeit.
Danke für das Gespräch.
Lukas Korosec
Für die Salvatorianer in Temesvar war es ein Glücksfall, dass P. Berno nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs für einen Neuanfang in Rumänien vom Orden freigestellt wurde. Was ich an ihm als sein Mitbruder schon vorher bewundern konnte und das ihn für diese Aufgabe geeignet machte, das war sein geradezu unverschämt großes Gottvertrauen. Dazu gesellt sich seine Menschenfreundlichkeit und die Gabe, Menschen zusammenzuführen und für seine Projekte zu begeistern. Viele Kontakte mit Menschen, die ihn in seiner Tätigkeit als Volksmissionar im deutschsprachigen Raum erlebten, ließ er neu aufleben und zu einem hilfreichen Netzwerk für Rumänien verknüpfen. Das erfüllt mich mit tiefer Freude und animiert mich, ihn und seine Werke zu unterstützen.
P. Leonhard Berchtold, Salvatorianer in München und Vorsitzender des Stiftungsrates der PBS
Mich beeindruckt wenn ich mit Pater Berno zu tun habe, seine Gelassenheit und Geduld hinter dieser unermüdlichen Schaffenskraft. Sein Wirken, das so viele Menschen begeistert und die wunderbare Liebe zum Leben und zur Schöpfung in all ihren Ausprägungen – dies alles gibt mir selbst immer wieder Zuversicht und Vertrauen.
Edith Pfeiffer, Generalsekretärin Caritas Graz-Seckau, Stellvertretende Vorsitzende im Stiftungsrat der PBS
Was mich an der Person Pater Berno am meisten beeindruckt hat, war dass er bereits Anfang der 90-er Jahre erkannte, wer die ärmsten der Armen sind: Straßenkinder, Obdachlose, Alte, Kranke und Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Pater Berno hat alle Voraussetzungen geschaffen, um Menschen in Not den Einstieg in ein normales Leben zu ermöglichen. Ich bin von seinem Engagement für arme Kinder beeindruckt, denen er durch sein stetes Wirken eine schulische Laufbahn und so eine gute Ausbildung für die Zukunft ermöglicht.Durch seine Begeisterung, positive Ausstrahlung und unermüdliche Einsatzbereitschaft ist es Pater Berno gelungen, zahlreiche UnterstützerInnen aus dem In- und Ausland zu motivieren, ihm bei der Realisierung und Erhaltung seiner Projekt zu helfen.
Herbert Grün, Geschäftsführer Caritas Temesvar und Vorstandsmitglied der PBS.